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Das Schloß des Grauens (4) Faktotum
 
Zur Sache "Nur der alte Wagner, das Faktotum, blieb zurück. Er ist nicht in Gefahr, denn er ist ein Mann", grübelt Ulla über den derzeitigen Personalnotstand im Schloßhotel, in welchem sie und Benno genächtigt haben und in dem sie aufgrund eines abgeschnittenen Fluchtwegs auch noch tagen müssen. Da sich einmal im Jahrhundert das blinde Schloßgespenst Georg Hals über Kopf in jedes weibliche Geschöpf verguckt (im Glauben, es habe seine Geliebte Linda vor sich) und jeder Vertreterin des holden Geschlechts den Hals zudrücken bzw. den Kopf buchstäblich verdrehen will, macht die Hotelleitung im Jahre 1976 den Laden kurzerhand für ein paar Tage dicht. Nur Wagner bleibt zurück ...
Daß Ulla den von Benno als "häßlichen Gartenzwerg" betitelten Mann als "Faktotum" bezeichnet, bedeutet mitnichten, daß sie ihn für "faktisch tot" erklärt. Das Wort "Faktotum" leitet sich vielmehr aus der lateinischen Redewendung "fac totum!" ab, was soviel heißt wie "mache alles!". Das Wort ist als substantivische Neubildung seit dem 16. Jahrhundert belegt. Könnte sein, daß Wagner genauso alt ist. Auf jeden Fall ist er "jemand, der alles besorgt" (O-Ton: Duden), doch nimmt er das "totum" allzu wörtlich und ist beunruhigenderweise omnipräsent: So bringt das Faktotum es fertig, sich im Schloß die Kehle aus dem Leib zu brüllen und gleichzeitig über den Berg zu klettern, um Hilfe zu holen - zwei Seelen wohnen, ach, ... Wagner scheint es wirklich faustdick hinter den Ohren zu haben, und deshalb fällt es eben auch in seinen Allround-Tätigkeitsbereich, wie gedruckt zu lügen.
Aber vielleicht tun wir ihm da unrecht? Eine weitere im Duden verankerte, dem "Faktotum" entsprechende Redewendung lautet nämlich "Mädchen für alles". Vielleicht wußte das auch Georg, und dann ist es wiederum kein Wunder, daß Wagner im Schloß um Hilfe schrie ... (sh)
 
 
 

 

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© Die Gruselseiten (22. April 2000)