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Die Begegnung mit der Mörder-Mumie (7) Bakschisch
 
Markanter Textbeitrag "Wieviel ein Bakschisch doch ausmacht ...!"
Zur Sache Hiermit ist mitnichten ein ausgewachsener Backfisch, sprich: Heide Jansing, gemeint, sondern die einer noch so kleinen, ägyptischen Dienstleistung entsprechende und angemessene Entlohnung. Reiseführer raten, immer einige Münzen und kleine Scheine ägyptischen Pfundes in der Tasche klimpern und knistern zu lassen, um nach erfolgter Hilfeleistung - sofern es wirklich eine Dienstleistung war und sie einem den Aufenthalt in Äypten streßfreier gestaltete - dem netten Einheimischen nicht bloß die ohnehin schon in der heißen Wüstensonne feuchte Hand drücken zu müssen. Nein, viele Ägypter sind dringend auf Trinkgeld, also ein Bakschisch, angewiesen, um ihre Familien ernähren zu können. Antworten auf verzweifelte Fragen nach Auskunft sollten ebenso mit klingender Münze honoriert werden, wie Gepäckträger (50 Pence bis 1 Pfund pro Koffer oder Tasche), Kellner, Taxifahrer und Kutscher, die mit 10-15% rechnen können, und auch die Zimmermädchen sollte man nicht vergessen. Man stecke das Bakschisch heimlich zu, andernfalls beschämt es den Empfänger und bringt Umstehende auf den Gedanken, auch mal die Hand ausstrecken zu können. Stichwort Betteln: Invaliden und bettelnde Frauen mit Kindern (oftmals geschieden oder ausgestoßen) haben begründete Aussicht auf ein Bakschisch, welches in diesem Falle als "Almosenpflicht" interpretiert und auch von den eigenen Landsleuten erfüllt wird, wohingegen man es tunlichst unterlassen sollte, auf der Straße bettelnden Kindern Bakschisch zu gewähren, denn damit würde man ihnen beim Betteln lernen helfen: Kinder gehören in die Schule. Anstelle eines Bakschisch eignen sich auch kleine Geschenke (Kugelschreiber, nicht in der Hitze verlaufende Bonbons, Feuerzeuge, Luftballons, kleine Spielzeuge etc.), mit denen teilweise eben auch Kinder etwas anfangen können.

Nun zum Bakschisch à la Erich Jansing: Nachdem der mumifizierte Merikara auf der Suche nach seinen Grabbeigaben (da der Skarabäus und das Amulett sein Eigentum sind, gehört Merikara der Gruppe potentieller Bakschischempfänger nicht an) das Lager des Archäologen Jansing tüchtig aufgeräumt und dabei zwei Wächter namens Ali um die Pyramidenecke gebracht hat, sind Untersuchungen seitens der örtlichen Polizei vonnöten. Der die Ermittlungen leitende und den entgeisterten Forschern mit Auflösung des Lagers drohende Polizist ist ein "einfacher Mann", der Jansing & Co. anfänglich nicht glaubt. Doch kaum riecht er Bakschisch, erhält seine ohnehin schon leicht schleimige Stimme dieses feine "Ich-glaub-euch-jeden-Schwachsinn-wenn-ihr-genug-zahlt"-Timbre: Wer so ölig rüberkommt, will auch weiterhin geschmiert werden, da nimmt man auch lebende Mumien und rächende Reiterhorden in Kauf. Und so erweist sich Jansing als - im wahrsten Sinne des Wortes - Pfundskerl, der weiß, wie man die ägyptische Bürokratie umgehen und sich seinen Buddeljob so angenehm und vorschriftsfrei wie möglich gestalten kann. Hier läge also die illegale Bakschischvariante vor: d.h. Bestechungsgeld mit geringem Durchsickereffekt, denn die dem Kommissar unterstellten Polizisten werden "selbstverständlich" nichts davon erhalten. "Aber das ist nicht unser Problem", philosophiert James Callaghan betont lässig, schwadroniert anschließend über die Bürokratie und lenkt somit davon ab, daß ihm soziale Gerechtigkeit nicht immer etwas gilt ... (sh)

 
 
 

 

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© Die Gruselseiten (25. Februar 2002)